kinderschutzkonzept

1. Unsere Haltung zum Kinderschutz

Koopkultur e.V. bekennt sich eindeutig zum Schutz von Kindern und Jugendlichen. Gewalt, Diskriminierung und Missbrauch jeglicher Art werden in unserer Arbeit weder geduldet noch ignoriert. Wir setzen uns aktiv dafür ein, sichere und respektvolle Räume zu schaffen, in denen junge Menschen geschützt sind und sich frei entfalten können. Dieses Bekenntnis prägt all unsere Projekte, Entscheidungen und Kooperationen.

2. Einleitung: Warum ein Kinderschutzkonzept?

Koopkultur e.V. ist ein gemeinnütziger Verein mit einer flexiblen, netzwerkbasierten Struktur. Unser Kernteam arbeitet vorwiegend ehrenamtlich oder auf Honorarbasis, was es uns ermöglicht, dynamisch auf neue Herausforderungen zu reagieren und individuelle Lösungen für unterschiedliche Projekte zu entwickeln. Gleichzeitig tragen wir eine besondere Verantwortung, Kinder und Jugendliche in unserer Arbeit zu schützen und zu stärken.

Ein praxisnaher und dynamischer Ansatz:

Unser Kinderschutzkonzept ist ein lebendiges Instrument, das als Leitfaden dient, um Risiken zu minimieren, Schutzmechanismen zu stärken und den Dialog zu fördern. Wir verstehen die Entwicklung dieses Konzepts als einen kontinuierlichen Prozess, in dem wir Strukturen schaffen, die wachsen und sich an neue Herausforderungen anpassen. Dabei reflektieren wir regelmäßig:

  • Wie können wir sichere Räume gestalten?
  • Wie lassen sich Risiken minimieren und gleichzeitig Kinder und Jugendliche stärken?

 

Als migrantisch geprägter Verein legen wir besonderen Wert auf eine diskriminierungskritische und diversitätsbewusste Perspektive. Die Erfahrungen von Kindern und Jugendlichen mit Migrations- und Fluchthintergrund fließen aktiv in unsere Arbeit ein, um Räume zu schaffen, in denen kulturelle Vielfalt als Ressource wahrgenommen wird.

Schutz- und Kompetenzort:

Unser Ziel ist es, Koopkultur e.V. zu einem Schutz- und Kompetenzort für Kinder und Jugendliche zu machen:

Schutzort: Wir gestalten unsere Strukturen und Abläufe so, dass Gewalt – insbesondere (sexualisierte) Gewalt – verhindert wird. Klare Verhaltensregeln, transparente Abläufe und eine offene Kommunikationskultur sind zentrale Bausteine.

Kompetenzort: Kinder und Jugendliche sollen bei uns nicht nur Unterstützung und Hilfe finden, wenn sie von Gewalt betroffen sind, sondern auch präventiv gestärkt werden. Ihre Stimmen und Bedürfnisse werden ernst genommen, und wir fördern sie in ihrer Resilienz, Selbstbestimmung und Eigenverantwortung. Unser Ziel ist es, sie dabei zu unterstützen:

  • Grenzen zu setzen und „Nein“ sagen zu können.
  • Gewalt zu erkennen und einzuordnen.
  • Sich zu trauen, Hilfe zu suchen und ihre Anliegen auszusprechen.
  • Ein Bewusstsein für ihre Rechte und Stärken zu entwickeln, um sich aktiv vor Gewalt zu schützen.

Gemeinsames Lernen:

Unser Konzept wird regelmäßig überprüft und weiterentwickelt, um aktuellen Herausforderungen gerecht zu werden. Besonders wichtig ist uns, die Rückmeldungen und Erfahrungen der Kinder, Jugendlichen und Mitwirkenden aktiv in die Weiterentwicklung des Konzepts einzubinden.

3. Werte und Prinzipien

Die Grundlage unserer Arbeit bildet ein klarer Wertekatalog, der sich durch alle Projekte und Entscheidungen zieht.

  • Gerechtigkeit und Diversität:
    Jedes Kind und jede*r Jugendliche wird als eigenständige Persönlichkeit respektiert, unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Religion, Sprache oder anderen Merkmalen. Unsere Arbeit ist geschlechtssensibel und berücksichtigt die Vielfalt individueller Identitäten und Lebensrealitäten.

  • Partizipation und Empowerment:
    Kinder und Jugendliche werden aktiv in die Gestaltung ihrer Räume und Regeln einbezogen. Ihre Perspektiven sind zentral, um Schutzmaßnahmen zu schaffen, die ihren Bedürfnissen entsprechen. Wir stärken sie in ihrer Resilienz und Eigenständigkeit, damit sie Herausforderungen selbstbewusst bewältigen können.

  • Achtsamkeit und Verantwortung:
    Unsere Fachkräfte und Ehrenamtlichen sind sich ihrer besonderen Verantwortung bewusst. Sie achten auf die individuellen Grenzen und Bedürfnisse der jungen Menschen, handeln sensibel und reflektieren ihr eigenes Verhalten regelmäßig.

Dynamik des Leitbilds:

Unser Leitbild wird regelmäßig überprüft, angepasst und weiterentwickelt, um dynamisch und relevant zu bleiben.

Praxisnah und partizipativ:

Unser Konzept basiert auf einem praxisnahen Ansatz, der durch die aktive Mitgestaltung aller Beteiligten – Kinder, Jugendliche, Fachkräfte und Ehrenamtliche – lebt.

4. Gefährdungen und Potenziale im Kontext unserer Arbeit

Koopkultur e.V. arbeitet in einer dynamischen und flexiblen Struktur, die interdisziplinäre Ansätze und kreative Projekte vereint. Diese Arbeitsweise birgt spezifische Herausforderungen, die wir uns bewusst machen und systematisch angehen. Besonders hervorzuheben sind Gefährdungen, die durch die Natur unserer Arbeit entstehen können:

4.1 Spezifische Gefährdungen in unserer Arbeitsweise:

  • Fehlende Kontinuität: Durch die projektbasierte Arbeit und den Wechsel von Fachkräften oder Teilnehmenden können Beziehungen und Sicherheitsstrukturen nicht immer langfristig aufgebaut werden.

  • Arbeiten in bestehenden Strukturen: Häufig kommen wir in bereits bestehende Kontexte (z. B. andere Organisationen, Schulen oder Gemeinschaftsräume), deren Dynamiken und Risiken uns anfangs nicht vollständig bekannt sind.

  • Überforderung und Arbeitsbelastung: Die hohe Flexibilität und Vielfalt unserer Aufgaben kann zu Überforderung bei Fachkräften, Ehrenamtlichen oder Honorarkräften führen, was sich indirekt auf die Sicherheit und das Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen auswirken kann.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit:

Unterschiedliche berufliche Hintergründe und Herangehensweisen können Unsicherheiten im Umgang mit Kindern und Jugendlichen erzeugen, besonders bei nicht-pädagogischen Fachkräften.

4.2 Umgang mit diesen Gefährdungen:

Um diesen spezifischen Gefährdungen zu begegnen, legen wir den Fokus auf:

  1. Frühe Identifikation von Risiken: Vor jedem Projekt führen wir Risikoanalysen durch, um spezifische Gefährdungen in der Gruppenzusammensetzung, den räumlichen Gegebenheiten und den organisatorischen Abläufen zu erkennen.

  2. Regelmäßige Reflexion: Während und nach jedem Projekt überprüfen wir, ob die geplanten Maßnahmen wirksam sind, und passen diese bei Bedarf an.

  3. Klare Orientierungshilfen: Durch gezielte Schulungen, Verhaltensregeln und Feedbackrunden bieten wir den Beteiligten Sicherheit und Klarheit im Umgang mit potenziellen Risiken.

Kooperation mit Partnern:

Wir arbeiten eng mit bestehenden Strukturen und externen Fachstellen zusammen, um potenzielle Schwachstellen frühzeitig zu erkennen und passende Lösungen zu entwickeln.

 4.3 Geplanter Ablauf der Risikoanalyse

Koopkultur e.V. hat einen systematischen Ablauf entwickelt, um bestehende Risiken und Potenziale im Hinblick auf Gewalt, einschließlich (sexualisierter) Gewalt, frühzeitig zu identifizieren und zu adressieren:

  1. Situationsanalyse:
    • Welche Rahmenbedingungen liegen vor (z. B. Ort, Gruppengröße, Kooperationspartner)?
    • Welche besonderen Schutzbedarfe haben die Teilnehmenden?
  2. Bewertung der Risiken:
    • Welche potenziellen Gefährdungen können auftreten?
    • Wie wahrscheinlich sind diese, und wie schwerwiegend wären die Konsequenzen?
  3. Entwicklung von Maßnahmen:
    • Anpassung bestehender Schutzmaßnahmen an die spezifischen Anforderungen des Projekts.
    • Erarbeitung neuer Präventionsmaßnahmen, falls erforderlich.
  4. Dokumentation und Kommunikation:
    • Die Ergebnisse der Risikoanalyse werden dokumentiert und mit allen Beteiligten (z. B. Fachkräfte, Kooperationspartner) kommuniziert.
  5. Reflexion und Anpassung:
    • Die Risikoanalyse wird während des Projekts regelmäßig überprüft und bei Bedarf angepasst. Dies ermöglicht eine flexible Reaktion auf unvorhergesehene Herausforderungen und garantiert, dass der Schutz von Kindern und Jugendlichen stets gewährleistet bleibt.

5. Prävention: Maßnahmen und Konzepte

Prävention ist der zentrale Bestandteil unseres Kinderschutzkonzepts. Unser Ziel ist es, Risiken zu minimieren, klare Strukturen zu schaffen und eine Kultur des Respekts, der Sicherheit und der Achtsamkeit zu fördern. Dabei setzen wir auf praxisnahe, leicht umsetzbare Maßnahmen, die sich an der dynamischen und projektbasierten Struktur von Koopkultur e.V. orientieren. Diese Maßnahmen werden schrittweise etabliert, kontinuierlich reflektiert und an die spezifischen Bedürfnisse unserer Arbeit angepasst.

5.1 Ein klares Leitbild als Grundlage

Ein zentrales Element unserer Präventionsarbeit ist das klare Leitbild von Koopkultur e.V., das unsere Haltung zum Schutz von Kindern und Jugendlichen deutlich macht. Es bietet allen Mitwirkenden Orientierung und bildet die Grundlage für unsere Präventionsmaßnahmen.

Unser Leitbild stellt sicher:

  • Klare Haltung gegen Gewalt: Jegliche Form von Gewalt, einschließlich (sexualisierter) Gewalt, wird in unserer Arbeit weder geduldet noch ignoriert. Wir setzen uns aktiv dafür ein, dass Kinder und Jugendliche in unseren Projekten geschützt sind.
  • Klare Haltung gegen Diskriminierung: Diskriminierung aufgrund von Herkunft, Geschlecht, Sprache, Religion oder anderen Merkmalen hat in unseren Projekten keinen Platz. Unser Ziel ist es, ein respektvolles und inklusives Umfeld zu schaffen.
  • Schaffung sicherer Räume: Unsere Projekte bieten geschützte Räume, in denen Kinder und Jugendliche sich sicher fühlen und sich frei entfalten können.

Verpflichtung zum Leitbild und Verhaltensregeln:

Neue Fachkräfte und Ehrenamtliche werden in einem Einführungsgespräch mit dem Leitbild und den Verhaltensregeln vertraut gemacht. Beide Dokumente sind verbindlich und werden von allen Mitwirkenden durch ihre Unterschrift anerkannt.

Dynamik des Leitbilds:
Das Leitbild wird regelmäßig reflektiert und an aktuelle Herausforderungen angepasst. Es dient als lebendiges Instrument, das mit den Projekten und Strukturen von Koopkultur e.V. wächst.

5.2 Verhaltensregeln für Ehrenamtliche und Honorarkräfte

Um die Sicherheit und den Schutz von Kindern und Jugendlichen in unseren Projekten zu gewährleisten, haben wir verbindliche Verhaltensregeln entwickelt. Diese werden regelmäßig überprüft und reflektiert. Wir befinden uns in einem fortlaufenden Prozess, diesen Katalog bei Bedarf zu erweitern und an die spezifischen Anforderungen unserer Projekte anzupassen.

Zentrale Verhaltensregeln:

  • Respekt und Achtsamkeit:
    Jede*r Jugendliche wird als eigenständige Persönlichkeit mit individuellen Bedürfnissen respektiert. Fachkräfte sorgen für ein unterstützendes Umfeld und vermeiden jede Form von Bevorzugung oder Benachteiligung.

  • Grenzen und Zustimmung:
    Persönlicher Kontakt erfolgt nur mit ausdrücklicher Zustimmung der Kinder oder Jugendlichen und unter Wahrung physischer sowie emotionaler Grenzen.

  • Keine Gewalt:
    Physische, verbale oder psychische Gewalt, einschließlich subtiler Formen wie Bloßstellen oder Manipulation, ist unter allen Umständen ausgeschlossen.

  • Transparenz und Nachvollziehbarkeit:
    Einzelgespräche oder andere Situationen, die Nähe erfordern, finden in einsehbaren Räumen oder unter Anwendung der Vier-Augen-Regel statt.

  • Keine private Kommunikation:
    Kontakte außerhalb der Projekte (z. B. über soziale Medien) sind nur in Ausnahmefällen und mit Zustimmung der Projektleitung erlaubt.

  • Erweitertes Führungszeugnis:
    Alle Mitwirkenden, die regelmäßig mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, müssen ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen.

5.3. Schulungen und Sensibilisierung

Koopkultur e.V. legt besonderen Wert auf praxisnahe und flexible Bildungsangebote, um alle Beteiligten für den Kinderschutz zu sensibilisieren:

  • E-Learning und Online-Module: Das Kernteam nutzt Online-Kurse zu Kinderschutzthemen, z. B. vom Universitätsklinikum Ulm, um Wissen zu Nähe-Distanz-Regeln, Gewaltprävention und Umgang mit belasteten Kindern und Jugendlichen aufzubauen.

  • Begleitung neuer Honorarkräfte: Honorarkräfte ohne pädagogischen Hintergrund werden eng begleitet und in die Verhaltensregeln eingeführt. Reflexionsgespräche mit dem Kernteam unterstützen sie bei der praktischen Umsetzung.

  • Fortbildung des Kernteams: Mindestens eine Person aus dem Kernteam absolviert regelmäßig Schulungen und teilt die Erkenntnisse intern, um die Qualität der Maßnahmen zu sichern und weiterzuentwickeln.

5.4. Partizipation von Kindern und Jugendlichen

Kinder und Jugendliche sind feste Partner*innen unserer Projekte. Ihre Perspektiven sind essenziell, um Räume zu schaffen, die sicher, respektvoll und inklusiv sind.

  • Mitgestaltung in allen Projekten:
    Kinder und Jugendliche beteiligen sich aktiv an der Gestaltung von Räumen, Regeln und Prozessen. Dabei legen wir Wert darauf, ihre Wünsche, Bedürfnisse und Grenzen zu respektieren und in die Projektgestaltung einzubinden.

  • Kreative Reflexion von Schutzthemen:
    In künstlerischen und partizipativen Formaten, wie Workshops oder gemeinsamen Projekten, ergeben sich oft Gelegenheiten, Themen wie Respekt, Wohlbefinden und Grenzen zu reflektieren. Diese Ansätze helfen, Schutzmaßnahmen spielerisch und auf natürliche Weise zu thematisieren.

  • Feedback und kontinuierliche Anpassung:
    Regelmäßige Feedbackrunden ermöglichen es den Kindern und Jugendlichen, ihre Erfahrungen und Beobachtungen zu teilen. Diese Rückmeldungen werden dokumentiert und für die Weiterentwicklung des Schutzkonzepts genutzt.

Durch diese Ansätze wird die Partizipation von Kindern und Jugendlichen zu einem integralen Bestandteil unserer Arbeit, der Schutz und Mitgestaltung miteinander verbindet.

5.5. Kooperation und Vernetzung

Koopkultur e.V. sieht Kooperation und Vernetzung als zentrale Elemente, um den Schutz von Kindern und Jugendlichen zu gewährleisten und kontinuierlich zu verbessern. Wir möchten unsere bestehenden Netzwerke ausbauen und gezielt Organisationen einbinden, die uns in verschiedenen Situationen unterstützen können.

  • Zusammenarbeit mit externen Fachstellen:
    Wir planen, gezielt Fachstellen und Organisationen zu identifizieren, die bei Verdachtsfällen, der Prävention oder der Beratung von Betroffenen unterstützen können. Dies umfasst Institutionen wie den Kinderschutzbund, Beratungsstellen für Opfer von Gewalt und lokale Anlaufstellen für Jugendhilfe.

  • Recherche und Aufbau eines Unterstützungsnetzwerks:
    Eine zentrale Aufgabe ist es, ein Netzwerk von Ansprechpartner*innen aufzubauen, das in unterschiedlichen Situationen (z. B. Verdachtsmomenten, Krisenintervention oder Aufklärungsarbeit) Unterstützung bietet. Diese Kontakte sollen den Ehrenamtlichen und Honorarkräften als verlässliche Ressource dienen.

  • Austausch mit Kooperationspartner*innen:
    Im Rahmen unserer Projekte pflegen wir regelmäßigen Austausch mit Kooperationspartner*innen, um gemeinsame Standards und Schutzkonzepte zu etablieren. Ziel ist es, voneinander zu lernen und gegenseitig Expertise zu nutzen, um den Kinderschutz zu stärken. 

6. Intervention: Klare Abläufe im Umgang mit (Verdachts-)Fällen

Koopkultur e.V. hat klare Abläufe definiert, um in Verdachtsmomenten und akuten Gefährdungssituationen schnell und professionell zu handeln. Unser Ziel ist es, Sicherheit herzustellen, die Situation angemessen zu klären und Kinder und Jugendliche aktiv zu schützen. Gleichzeitig legen wir Wert auf eine reflektierte und faire Behandlung aller Beteiligten.

6.1. Grundprinzipien

  • Schutz des Kindes oder Jugendlichen: Das Wohl des Kindes oder Jugendlichen hat oberste Priorität. Alle Maßnahmen orientieren sich daran, Sicherheit zu schaffen und weiteren Schaden zu verhindern.
  • Wahrung der Vertraulichkeit: Informationen über Verdachtsfälle werden nur an zuständige Personen oder Stellen weitergegeben, um das Vertrauen aller Beteiligten zu wahren.
  • Keine Vorverurteilung: Verdachtsmomente sind keine Beweise. Alle Beteiligten werden respektvoll und unvoreingenommen behandelt, bis die Sachlage geklärt ist.

6.2. Vorgehen bei Verdachtsmomenten

  1. Beobachtung und Dokumentation:
    Verdachtsmomente, wie auffällige Verhaltensweisen oder Aussagen von Kindern, werden sachlich und wertfrei dokumentiert. Wichtige Angaben umfassen Datum, Uhrzeit, Ort, beteiligte Personen und eine präzise Beschreibung des Vorfalls.
  2. Meldung an die Ansprechperson:
    Der Verdacht wird unverzüglich der benannten Ansprechperson gemeldet, die die Koordination und Einschätzung weiterer Schritte übernimmt. Hinweise können bei Unsicherheiten anonymisiert erfolgen.
  3. Erste Einschätzung:
    Die Ansprechperson prüft die Informationen und entscheidet über das weitere Vorgehen. Bei Unsicherheit wird eine externe Fachstelle, wie das Jugendamt oder der Kinderschutzbund, hinzugezogen.
  4. Gespräch mit der betroffenen Person:
    Falls möglich und angemessen, wird ein einfühlsames Gespräch mit dem betroffenen Kind oder Jugendlichen geführt, um dessen Perspektive zu verstehen.

6.3. Notfallmaßnahmen bei akuten Gefährdungen

  1. Sofortige Sicherstellung des Schutzes:
    Gefährdungen werden durch räumliche Trennung oder andere Maßnahmen entschärft. In akuten Fällen wird unverzüglich die Polizei (110) oder der Rettungsdienst (112) eingeschaltet.
  2. Kontakt zur Ansprechperson:
    Die Ansprechperson wird informiert und koordiniert die nächsten Schritte.
  3. Einbeziehung externer Fachstellen:
    Bei schwerwiegenden Fällen werden Fachstellen wie das Jugendamt oder spezialisierte Beratungsstellen eingebunden.
  4. Unterstützung des Kindes oder Jugendlichen:
    Das Kind wird in einem sicheren Umfeld betreut. Eine einfühlsame und sensible Kommunikation steht dabei im Vordergrund.

6.4. Reflexion und Nachbereitung

  1. Interne Besprechung:
    Nach jedem Vorfall wird die Situation reflektiert, Schwachstellen werden identifiziert und Verbesserungen abgeleitet.
  2. Anpassung von Schutzmaßnahmen:
    Bestehende Maßnahmen werden überprüft und bei Bedarf angepasst.
  3. Unterstützung für Fachkräfte:
    Betroffene Fachkräfte erhalten Zugang zu Supervision oder Beratung, um psychische Belastungen zu verarbeiten.

6.5. Kommunikation mit Eltern oder Erziehungsberechtigten

  • Zeitnahe Information: Eltern oder Erziehungsberechtigte werden, sofern keine Gefährdung von ihrer Seite ausgeht, zeitnah über Verdachtsmomente oder Vorfälle informiert.

Einfühlsame Kommunikation: Informationen werden klar und respektvoll vermittelt, um eine vertrauensvolle Zusammenarbeit im Sinne des Kindes zu fördern.

 

7. Aufarbeitung von Fällen und Falschbeschuldigungen

Koopkultur e.V. verpflichtet sich, nach jedem Vorfall oder Verdachtsmoment eine transparente und professionelle Aufarbeitung durchzuführen. Ziel ist es, die Situation zu klären, betroffene Personen zu unterstützen und aus den Erkenntnissen nachhaltige Verbesserungen für die Schutzmaßnahmen abzuleiten.

7.1. Grundsätze der Aufarbeitung

  • Transparenz und Vertraulichkeit: Der Prozess erfolgt klar strukturiert und vertraulich, um alle Beteiligten zu schützen.
  • Respekt und Fairness: Betroffene, einschließlich beschuldigter Personen, werden respektvoll und unvoreingenommen behandelt.
  • Lernprozess: Ergebnisse fließen in die Weiterentwicklung des Kinderschutzkonzepts und der internen Strukturen ein.

7.2. Schritte der Aufarbeitung

  1. Faktensicherung:
    Eine gründliche Untersuchung wird durchgeführt, um Vorfälle objektiv zu klären. Bei Bedarf werden externe Fachstellen hinzugezogen.
  2. Unterstützung der Betroffenen:
    Kinder, Jugendliche und Fachkräfte erhalten Zugang zu Beratung und Unterstützung. Ein geschützter Raum wird bereitgestellt, um Erlebnisse sicher zu teilen.
  3. Interne Reflexion:
    Der Vorfall wird gemeinsam reflektiert, um Schwachstellen in bestehenden Schutzmaßnahmen zu erkennen und Verbesserungen abzuleiten.
  4. Kommunikation und Maßnahmen:
    Ergebnisse werden transparent, aber vertraulich kommuniziert. Falls notwendig, werden disziplinarische Maßnahmen ergriffen oder externe Stellen informiert.
  5. Prävention von Falschbeschuldigungen:
    Falschbeschuldigungen werden ebenso sorgfältig untersucht. Betroffene Personen erhalten Unterstützung, um persönliche oder berufliche Schäden zu minimieren.

7.3. Weiterentwicklung und Anpassung

  • Erkenntnisse aus der Aufarbeitung werden genutzt, um Schutzmaßnahmen zu verbessern.
  • Schulungen und Sensibilisierungsmaterialien werden weiterentwickelt, um das Team auf künftige Herausforderungen vorzubereiten.

 

8. Beschwerde- und Meldewege: Ein erster Schritt

Koopkultur e.V. ist sich der Bedeutung barrierefreier und vertrauenswürdiger Beschwerdemechanismen bewusst. Um sicherzustellen, dass alle Beteiligten – Kinder, Jugendliche, Ehrenamtliche, Honorarkräfte und Eltern – eine sichere Möglichkeit haben, Grenzverletzungen oder Missstände zu melden, haben wir folgende Maßnahmen etabliert:

8.1. Kontaktperson für Beschwerden

Eine zentrale Ansprechperson wurde benannt und steht als direkte Vertrauensperson zur Verfügung. Diese Person wurde speziell im Bereich Kinderschutz geschult und übernimmt die Koordination und Bearbeitung aller eingehenden Beschwerden.

  • Kontaktmöglichkeiten der Ansprechperson:
    • E-Mail-Adresse: markova@koopkultur.de (Maryna Markova)
    • Telefon: 0049 177 421 97 97
    • Persönliche Gespräche: Nach Vereinbarung, in einem geschützten und vertraulichen Rahmen.
      Die Ansprechperson stellt sicher, dass Beschwerden vertraulich und mit der notwendigen Sensibilität behandelt werden.

8.2. Mobiler Beschwerdebriefkasten

Koopkultur e.V. setzt einen mobilen, anonymen Beschwerdebriefkasten ein, der bei Projekttreffen, Veranstaltungen und anderen Aktivitäten an einem zentralen, aber diskreten Ort aufgestellt wird.

  • Handhabung: Nur die benannte Ansprechperson hat Zugang zum Briefkasten, der regelmäßig geleert wird.
  • Hinweis: Auf dem Briefkasten wird ein kurzer Text angebracht, der die Nutzung erklärt, z. B.:
    „Für Beschwerden oder Hinweise nutzen Sie bitte diesen Briefkasten. Ihre Meldung wird vertraulich behandelt.“
    Der mobile Charakter dieses Briefkastens ermöglicht es, ihn flexibel an verschiedenen Projektstandorten einzusetzen und so den Zugang für alle Beteiligten zu erleichtern.

8.3. Liste externer Fachstellen

Eine Liste von externen Fachstellen wird für Fachkräfte erstellt, um Ansprechpartner*innen für verschiedene Situationen bereitzuhalten. Diese Liste kann auch den Teilnehmenden empfohlen werden, wenn Unterstützung außerhalb des Vereins erforderlich ist.

  • Ziel: Die Liste dient sowohl der internen Orientierung für Fachkräfte als auch als Empfehlung für Kinder, Jugendliche und Familien, die professionelle Hilfe oder Beratung suchen.
  • Inhalt: Kontaktdaten von Kinderschutzstellen, Beratungsstellen bei Gewalt und Diskriminierung sowie Jugendämtern und weiteren relevanten Anlaufstellen.
  • Weiterentwicklung: Die Liste wird regelmäßig aktualisiert und erweitert, um sicherzustellen, dass sie den aktuellen Bedürfnissen entspricht.

9. Fortlaufende Entwicklung und Reflexion

Diese Maßnahmen sind bewusst niederschwellig gestaltet, um den Anforderungen von Koopkultur e.V. gerecht zu werden. Sie werden regelmäßig evaluiert und bei Bedarf weiterentwickelt, um sicherzustellen, dass sie den Anforderungen der Beteiligten entsprechen und einen effektiven Schutz gewährleisten.