Im Jahr 2023 starteten wir ein soziokulturelles Vorhaben mit Bewohner:innen von Gemeinschaftsunterkünften, um zentrale Fragen des Zusammenlebens und der Gestaltung von Gemeinschaften zu erforschen. Dabei wollten wir verstehen, wie Nachbarschaft innerhalb der Unterkünfte erlebt wird und welche Bedeutung die Kultur des Teilens für das soziale Miteinander hat. Das Leben auf engem Raum und in den besonderen Gegebenheiten von Gemeinschaftsunterkünften, oft in Form sogenannter Containerdörfer, stellt dabei eine besondere Herausforderung dar. Schnell wurde deutlich, dass nicht nur die räumlichen Gegebenheiten, sondern auch sprachliche, soziale und mentale Barrieren sowie Macht- und Diskriminierungsverhältnisse die Entwicklung einer offenen und lebendigen Gemeinschaftskultur erschweren.
Diese Erkenntnisse führten zu einem intensiven Austausch mit den Bewohner:innen und bildeten die Grundlage für das Projekt „Fliegende Nachbarschaften“. Im Mittelpunkt standen die Fragen: Wie können in den engen und besonderen Gegebenheiten von Gemeinschaftsunterkünften Räume entstehen, die individuelle Rückzugsorte und gemeinschaftsfördernde Orte zugleich bieten? Wie können künstlerische und bauliche Interventionen soziale Barrieren überwinden und das Miteinander stärken, ohne Menschen zu überfordern? Und wie können solche Prozesse so gestaltet werden, dass sie die Vielfalt der Bedürfnisse, Perspektiven und alltäglichen Realitäten der Bewohner:innen berücksichtigen?Die Begegnungslandschaften wurden zu Orten, an denen nicht nur physische Barrieren überwunden, sondern auch soziale Dynamiken reflektiert und neu gestaltet werden konnten. Sie machten sichtbar, wie unterschiedlich die Bedürfnisse und Perspektiven innerhalb einer Gemeinschaft sein können – und wie wichtig es ist, Prozesse flexibel und offen zu gestalten. So war das Projekt nicht nur eine Antwort auf bestehende Herausforderungen, sondern auch ein Experiment, um Gemeinschaft in all ihrer Vielfalt erfahrbar zu machen und weiterzuentwickeln.
Das Projekt ist ein Teil von DRAUSSENSTADT und wird gefördert vom Berliner Projektfonds Urbane Praxis sowie von der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Beteiligte Kunstschaffende und Kollektive
Wirya Budaghi, Adnan Çelik, Concernists Collective, Doğukan Karakuş, Fahrrad Kultur Kollektiv 3.000 e.V., Koopkultur e.V., Maria Kovaleva, Kulturlabor Trial & Error e.V., Mosaizistas Gbr., Playtronica, Political Kitchen Collective, Bariş Seyitvan, Eric Tournoux, Thomas Wienands